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Details: "Die Aren-Konfrontation"

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tagpool-description none unicode-string utf-8-string-encoding Mein eigener, ernsthafter "Testballon" einer FurFiction.^^
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gamebook-text none unicode-string utf-8-string-encoding Die Aren-Konfrontation (c) by: Skanga alias Rolf, July 2009 Capter 1 Ja nun war es also so weit! Meine neue Betreuerin war Tschita, die junge Gepardin mit der Goldmähne. Ja ausgerechnet die! Ich versuchte schon lange behutsam, ihr näher zu kommen. Sie war nicht nur schön, auch geistig schien sie viel auf dem Kasten zu haben. Ihre ruhige edle Art der Sprache tat ihr Übriges. Aber ich kam nicht wirklich an sie heran. Und Walangitang der Tiger konnte mir dazu nur Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Den Tiger kannte ich, ebenso wie Linguana, diese elegante Löwin. Sie waren mir gute Freunde geworden. Aber die entscheidende Freundschaft oder gar engere Beziehung hatte ich noch nicht gefunden. Man konnte Tschita ja nicht befehlen, sich mit mir einzulassen, logisch. Und Tschita sollte jetzt meine nächste Ansprechperson sein? Wie sollte das jetzt gehen? Ich machte mir erst mal keinen Kopf und rauschte mit meinem Geländerad unterhalb der Klinik über den gelben Schwefelbetonweg, über dem erhitzte Luft flimmerte und immer wieder große Wasserlachen vortäuschte. Ja und nun war eben diese Gepardin meine engste Vertraute geworden. Das war mir egal, mir gefielen die Furrys alle. Ich hatte auch flüchtig eine nette Irbis-Dame gesehen, als ich unten im Fuhrpark an meinem Rad an der Federung arbeitete und die Scheibenbremsen einstellte. Die Schneeleopardin war dabei, ein Motorrad zu reparieren. Aber ich wollte schon des Anstandes und der Selbstbeherrschung nicht gleich hin stürmen um der verdutzten Furry meine ganze Lebensgeschichte über den Kopf zu schütten. Tschita wies mich ja ständig auf die nötige Zurückhaltung hin. Das Geländerad war leider ein bisschen schwer geraten. Spezielle Fahrradteile mussten erst noch hergestellt werden. "Eine Velo-Ausstellung wollen die, und auch noch die Aren! ..." murmelte ich. "Kann ja heiter werden..." Die Aren, ausgerechnet die Aren! Sie hatten mich schon beim ersten Kontakt geschnitten, als "Glatthäutiger" und "Stumpfschnauze", "Nichtfell" und mit manchen anderen ebenso delikaten Bemerkungen verspottet und nach Strich und Faden gemobbt. Jeder Versuch ihnen wenigstens etwas näher zu kommen, ging bisher gegen den Baum. Dabei hatten sich die Aren allerdings oft weit mehr blamiert als ich selber. Der dickste Hund aber passierte, als mir beim Joggen ein junge Are einen halbvollen Wassereimer zwischen die Beine werfen wollte, aber mit einer Kralle am Henkel hängen blieb. Mit der Folge, dass der Aluminiumeimer voll gegen einen offenen Stromverteiler knallte, an dem gerade gearbeitet wurde. Der daraus resultierende kapitale Kurzschluss löste ein Feuerwerk aus, das sich gewaschen hatte! Mein neuer Klimasuit hatte danach lauter kleine Brandlöcher, der Schaltschrank sah aus wie ein böser Finger. Es entstand, zuerst unbemerkt, ein Brand im Kabelkanal und schnitt die ganze Siedlung Katzenbach Süd für Stunden von der Stromversorgung ab. Sowohl der Energiemonteur als auch der Are hatten das Unglück beinahe mit dem Leben bezahlt. Seine LEKTION hatte der Are also ein für alle Mal weg, und ich traf ihn bisher auch nicht wieder... Und das alles passierte ausgerechnet bei diesen wunderschönen schlanken Wesen mit den großen dunklen Augen! Wenn man sich eine Kreuzung zwischen einer Großkatze ähnlich einem Leoparden und einer Asiatin von meiner früheren Erdenwelt vorstellte, hatte man in etwa eine Vorstellung wie ein Are aussah. Auch die schwarze Mähne fehlte nicht! Aber das eindeutig felide Gesicht mit der typischen kurzen Schnauze, den Schnurrhaaren, der Oberlippenspalte und den schwarzbraun pigmentierten Lippen, Nasenspiegel und Augenlider zeigte trotz des anthroformen Körpers, welches Wesen ich vor mir hatte. Ausgerechnet diese für mich schönsten aller Bewohner Furmonts ... Mit Tränen in den Augen strampelte ich zwischen dem ersten und dritten Gang (von 24) die Serpentine hoch. Dort oben war einer meiner Lieblings-Aussichtspunkte, weit oberhalb der Klinik, knapp über der 2000-Meter-Marke. Der höchste Gipfel dahinter reichte bis 2500 Meter. Hier war die Luft auch angenehm kühler und es wehte ein steter lebhafter Ostwind. Mein Klimaoverall funktioniere einfach exzellent. Bis auf leichtes Schwitzen hatte ich beim Aufstieg keine Probleme. Weder zu warm noch zu kühl. Das bannte auch eine mögliche Erkältungsgefahr bei dem straffen Luftzug hier oben. Die Trockenzeit hatte begonnen. Kaum ein Tropfen Regen fiel. Dafür war das Bergland weit im Norden der Faro-Ebene Regen reich und fruchtbar. Und dort lebten die Aren! Und sie versorgten nicht nur ganz Faro mit Nahrungsmitteln. Auch die Faro-Bahn fiel zu 80% in ihre Zuständigkeit. Ich war, auch ausdrücklich im Namen meiner neu gewonnenen Freunde, die ich nach meiner Entlassung aus dem Heilerpalast, sehr dankbar dafür. Und zeigte dies den Aren, sowie ich sie traf, auch deutlich. Aber da war dann wieder die Wand dazwischen. Abwinken, abschätzige Bemerkungen, Schneiden. Und das vor allem von den jungen Aren und den Arenkindern! Und gerade die Kinder waren ... so süß mit ihren großen Kulleraugen und den Wuschelköpfchen! Weinen mochte ich nur noch. Weinen .... Ich ließ das Rad einfach fallen und lief nach vorn an die breite sichere Absperrmauer. Und in der Ferne, weit weit im Nordosten, glaubte ich die alpinen Gipfel im Gebiet des Großen Flusses und der Faro-Binnenmeere ausmachen zu können. Aber bei der über dem Horizont flimmernden Hitze konnte man sich auch täuschen. Ich kannte solche Luftspiegelungen schon zur Genüge. Die andere alpine Kette, noch hoch im Norden Arenlands, lag schon unter dem Horizont und konnte von Katzenbach aus auch bei bester Fernsicht niemals gesehen werden. Das galt auch für die Faro-Berge, die den Hauptkontinent im Westen vom Ozean abgrenzten, auch wenn einige Furrys, die ich auf der Klinik kennen lernte, was anderes behaupteten. Die Frotzeleien und diversen "Kräftemessen" von wegen "Ich habe schärfere Augen als du - Bllll...!", gerade bei den Mädchen, waren mir schon gut bekannt und entlockten mir immer ein Schmunzeln. Jaja, auch die ...ähem ... Weiber waren in der ganzen Galaxis gleich. Ich konnte es mir ja schwer denken! Schweigend blickte ich in die Ferne und beobachtete interessiert die immer wieder über die Steppe tanzenden Staubteufel, bis sich dann ein richtig dicker "Staubtornado" bildete, der den Staub bis hoch hinauf vor die Sonne trug. Der Schatten reichte bis auf meinen einsamen Posten hier oben, hoch über Katzenbach. Der Heilerpalast mit der Kristallpyramide lag in grellem Sonnenlicht und blendete geradezu. Leider hatte die Sonne hier nicht die von der Erde gewohnte Milde. Ihr Licht war deutlch härter, mehr ins Bläulichweiße gehend. Eine Sonne des Wega-Typs. Spektralklasse A4V, wie ich von Linguana schon wusste. Photosphäre um die 9000 Kelvin heiß. Sie war damit nicht nur größer, heller und heißer als die Erdensonne, sondern zugleich auch deutlich weiter entfernt. Das bewirkte ihr stechendes Licht mit den scharf konturierten Schatten. Der Zentralstern wirkte am Himmel um fast die Hälfte kleiner als die Erdensonne, hatte aber zugleich die größere Leuchtdichte. Und damit erklärte ich auch ganz von allein, warum alle Wesen dieses Planeten intensiver pigmentiert waren und alle durchweg schwarzbraune Lippen und Nasen und Lidränder hatten. In der Hinsicht musste ich mich in Acht nehmen, Meine eigene genetische Anpassung stand erst noch bevor. Ein Erdenmensch mit schwarzen Lippen, Nasenspiegel und Augenlidränder wie bei einer Großkatze, das konnte ja lustig werden! Nun ja ich war jetzt hier. Ein Zurück gab es nicht mehr. So und nun sollte ich mit Tschitas Hilfe die "Flucht nach vorn" antreten, auf eine Luftkissenbahn der Faro-Arenland-Linie steigen und mitten in die Höhle des "Löwen" reisen, um dort meine Fahrräder ausstellen! Denn es gab keine Fahrräder auf Furmont, nur diese Schienen-Draisinen auf den vielen kleinen Nebengleisen der Faro-Bahn. Das voll gefederte Geländerad mit Kardanantrieb war auf meinem Mist gewachsen und wir hatten - ich und die Leute vom Klinik-Personal - einige Maschinen gefertigt, und dabei auf viele Bauteile einer Leichtdraisine zurückgegriffen. Meine Freunde riefen mich nur noch "Sharra, das Trampeltier". Und bei "Sharra" blieb es dann auch. Er passte besser zu dieser Welt der Felligen als mein vormaliger Name Hendrik Goldstein. Am nächsten Morgen war es dann soweit. "Sharra, aus den Federn!", begrüßte mich die Löwin in aller Herrgottesfrühe und rüttelte mich sanft. Die Gepardin folgte ihr. "Alter Mann ist doch kein D-Zug ...", murmelte ich verschlafen, streckte mich erst mal kräftig und brauchte einige Minuten um richtig zu mir zu kommen. "Also was läuft jetzt genau? Waschen, Frühstück, klar. Und dann?" "Direkt zum Bahnhof." Tschita zeigte nach unten ins Tal. "Unsere Räder sind bereits in der Nacht mit einem Transportzug nach Arenland geschickt worden. Das braucht nicht unsere Sorge sein. Auf die Aren kann man sich absolut verlassen." "Du wirst allein fahren!",sagte Linguana mit jener Bestimmtheit die ich schon kannte und die keinerlei Widerspruch duldete. Das war oft schmerzhaft für mich. Aber dafür hatte ich bei der Löwin auch die meisten Fortschritte gemacht. Mit dem Tiger hatte ich nicht mehr so viele Kontakte; er hatte bereits neue Patienten übernommen, die seinen ganzen Einsatz forderten. "Allein?! Allein zu ... zu den ... Aren?!" Ich fuhr erschrocken hoch. "Bei euch klemmt's wohl! Das ist doch nicht etwa euer Ernst! Die nehmen mich doch auseinander, wenn ich da oben so provokativ und offen einfalle! Und auch noch in die Haupt-Metropole .............." "Aber Sharra!" Tschita guckte ernst. "Wir kennen Dich jetzt gut genug, um Dich entsprechend einschätzen zu können! Gegenüber den Aren unten in der Heilerstadt hattest du dich beherrscht und korrekt verhalten, trotz wirklich fiesen Spotts! Wir haben sie deswegen schon mächtig ins Gebet genommen und ihnen klar gemacht wer du bist und woher du kommst. Seit dem sehen sie dich schon differenzierter. Leider noch nicht alle, aber die meisten." Die Löwin, die gerade das appetitliche Frühstück brachte, setzte das Tablett hart auf den Rundtisch an der Panzertroplon-Front ihres Hauses ab, in dem ich mit Tschita zu Gast weilte. Panzertroplon! Ein unglaublich festes "Glas", dass unzerbrechlich war. Es konnte sogar tragende Funktionen einer Außenwand mit übernehmen, auch bei mehrgeschossigen Bauwerken! "Sharra!" Die Löwin schaute mich mit großen Augen an und legte ihre mächtige Pranke auf meinen Arm. "Du täuschst Dich! Du kannst nicht von diesem blöden Erlebnis mit nur 12 Aren-Jugendlichen auf das Volk der Aren als Ganzes schließen! Es wird auch Aren geben, die Dich sofort mögen! Das mit dem Eimer und dem Stromverteiler, das war natürlich ein ganz fetter Hund, da stimme ich Dir voll zu. Da gibts nichts zu entschuldigen." "Soso! Das möchte ich mal sehen!" erwiderte ich und hieb mit der flachen Rechten derber auf den Tisch als ich gewollt hatte. Das Geschirr klirrte. "Nun ist's gut!", meinte die Löwin ernst und warf ihre halblange goldblonde Mähne zurück. "Es ist so. Du wirst deine Rad-Ausstellung aufbauen und durchziehen! Und dabei automatisch auch mit aufgeschlossenen und interessierten Aren in Kontakt kommen. Sie interessieren sich nämlich sehr für deine neu eingeführten Muskelkraftfahrzeuge! Wir hatten sie hier auf Furmont in dieser Art als Landfahrzeuge noch nie. Das meiste läuft hier ja auf Schienen und Luftkissenschwebestrecken." "Die Aren sind schon echt schön...", sagte ich leise und trank vorsichtig von dem heißen Kaffee ähnlichen Getränk, das aber weniger bitter war als Kaffee: Currana. "Ich .. ach Mist ... ist egal! Mein erstes Zusammentreffen mit den Aren ging eben schief. Sorry! Kann mal passieren!" Ich verhaspelte mich, musste dann aber schmunzeln bei dem Gedanken, dass ich mit einer Ladung irdischer Fahrräder als der "dumme Glatthäuter" und "Null-Feller" per Aren-Bahn in deren Hauptstadt einfallen und dort "aufmischen" sollte. Gewissermaßen als "Konfrontationstherapie" meiner Aren-Ängste. Eine Art "Rosskur" mithin, wie ich mir wohl denken konnte. "He was lachst du???", stutze die Löwin und blickte mich fein lächelnd von der Seite her an. "Heckst du schon wieder irgendwas aus?" "Ich ... ähem ... nein, neee!" Linguana schwieg aber drohte mir scherzhaft mit dem Zeigefinger. "Iss bitte erst mal in Ruhe und rede jetzt nicht so viel, dazu ist später Zeit!", mahnte die Gepardin, steckte sich gebratene Sojawürfel in den Mund und kaute genüsslich. Ich nannte es "Soja". Das Fleisch bestand auf Proteinfasern mit echter Fleischstruktur, war wunderbar bissfest. Nur das eben Fett und Knorpel fehlten. Wir aßen jetzt schweigend und harrten unserer Gedanken. Der Luftkissen-Fernschnellzug würde gegen Fünf Uhr abfahren und binnen 15 Stunden in Arenburg sein. Die Ausstellung würde bis dahin schon aufgebaut sein. Mir blieben dann nur noch einige Kleinigkeiten. Also Info-Material auf die Tische verteilen, den Projektor aufstellen und ein paar Pflanzentöpfe. Ich wollte es jetzt endlich wagen. Ich hatte genug gelernt und durchgeübt, wie ich mich bei Konflikten zu verhalten habe. Und das nicht nur in Form von Kuschen sondern, und das im richtigen Moment, auch mal mit einem Schlag auf den Tisch. Es gab genug Möglichkeiten, mit Bestimmtheit auf die eigenen Rechte zu pochen, ohne jemanden zu verletzen. "Schlagfertiges Antworten" nannte man das auch. Also anderen "über den Mund fahren" und sie mit den eigenen verbalen Angriffswaffen zu Fall zu bringen, ohne sie persönlich anzugreifen oder zu beleidigen. Und da war ich Dank Linguanas Lektionen gut bedient. Und ich liebte die Aren tief und still in meinem Herzen! Mich mit ihnen auseinanderzusetzen statt alles resigniert schleifen zu lassen, war ein Gebot der Vernunft. Und das sah ich jetzt auch selber ein! Der Zug fuhr surrend in den Katzenbacher Hbf ein. Noch ein sanftes Nachschwingen der Fahrleitungen, ein Zischen von Druckluft, Stille. Allein der elegante Stromabnehmer mit Neigekompensation war eine Augenweide für sich! Und der Zug hatte was von einem Jet an sich. Nur die Flügel und die Triebwerke fehlten. Den Antrieb übernahmen Linearmotoren. Jeder einzelne "Waggon" hatte zwei davon, auf jeder Seite einen. Die den Rand der Piste bildenden Eisenbänder waren nicht zu übersehen. "Fast wie der TRANSRAPID...", dachte ich laut. "Nur eben mit Druckluftkissen statt Magnetpolstern..." "Bitte was?", fragte Tschita, deren gutem Gehör mein "Bartmurmler" nicht entgangen war. "Na die Magnetschienenbahn auf der Erde." erklärte ich schnell. " Aber damit haben sie doch in Germany nie was auf die Reihe bekommen, Milliarden verbraten. Und - Hei! ... Hüh-hott ... Hott-Hühhott! ... Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln! Und dann ist der Kasten auch noch auf der Versuchsstrecke verunglückt, weil ein Wartungsfahrzeug auf der Strecke stand. Ich hoffe, diesem Zug hier kann ich trauen!" "Größere Gegenstände auf der Bahn, auch stärkere Verformungen der Schiene, werden von Sensoren erfasst, die sich auf der ganzen Strecke befinden. Würde das Gleis irgendwo gar brechen, reißen auch die Leitungsbahnen. Egal ob etwas mit der Strecke ist oder etwa das System selber defekt wird - In jedem Falle gehen die Signale sofort auf ROT. Im Defektfall wird's ein Fehlalarm. Das wäre zwar auch ärgerlich, ist aber besser als wenn es einen Unfall gibt!" "Das gab es bei unserer Eisenbahn an den Bremssystemen: Ging hier etwas kaputt, riss zum Beispiel ein Druckluftschlauch, führte das in jedem Falle zur sofortigen Zwangsbremsung. Nun denn, ich muss jetzt rein in die gute Stube! Machts gut!" Endlich konnte ich in den schnittigen, aus 12 Waggons bestehenden Silberpfeil steigen. Er war unglaublich komfortabel und erinnerte mich sofort an den "ICE 3" von der Erde. Ich kontrollierte nochmals meine Ausweise, den Pass und meinen Kommunikator mit integrierten Bezahlchip, in dem jetzt auch mein Ticket gespeichert war. Die Türen öffneten sich. Der Zugboden lag auf Bahnsteigniveau. Man konnte weder stolpern, noch mit einem Fuß zwischen Zug und Bahnsteig geraten. Ich brauchte nur eintreten. Die anderen Reisenden, allesamt die schönsten Anthro-Furrys, folgten. Dann trat ich kurz noch mal zur Tür: "Machts gut, Linguana und Tschita! Grüßt meine Freunde schön von mir! Wenns gut läuft werde ich vielleicht etwas länger als die 3 Tage bleiben! Auf ein Neues!" "Ja Gute Fahrt! Wir vertrauen auf Dich!" Viele andere Leute auf dem Bahnsteig verabschiedeten sich ebenfalls von vielen Mitreisenden. manche Umarmung wollte nicht enden. Und dann auch der ganz banale Ruf des Zugpersonals: "Bitte alles einsteigen, die Türen schließen in zwei Minuten!" Das hatte für mich sofort etwas Vertrautes, Heimeliges. Und so würde es wohl auf allen Bahnhöfen der Galaxis sein. Die Wesen mögen verschieden sein, die Welten exotisch. Aber sonst blieb das Bahnhofs typische Flair wohl überall gleich. Ich trat zurück. Pfeifend schlossen sich die Türen. Ich suchte mein Abteil und stellte beide Taschen auf den Boden. Linguana und Tschita winkten noch am Fenster. Ich winkte und küsste zurück und hob dann den Daumen. Der Zug fuhr Butter weich und ohne jeden Ruck an, beschleunigte vehement und rauschte auch schon auf die schier endlose Faro-Ebene hinaus. "Ab geht die Post.", murmelte ich, verstaute meine Klamottentasche und stellte den Laptop bereit. Zum ersten Mal sah ich die Steppe aus diesem Blickwinkel. Und bald hatte ich erkannt, wie riesig und weit die Faro-Ebene wirklich war. Ich hatte mir ein Einzelabteil reservieren lassen und wollte unterwegs allein sein. Später würde ich mich aber zum Bistro begeben um Mittag zu essen. Dann konnte ich andere Mitreisende kennen lernen. Vorerst blieb ich in meinem Abteil, arbeitete an meinem Laptop und schaute träumend auf die draußen vorbei eilende Landschaft hinaus. Das war kein fahren, das war fliegen! Kein einziger Stoß störte die Fahrt über das rund 10 mm dicke Luftpolster unter der Bahn, nur ein sanftes Schwanken war zu spüren. Denn lang gezogene geringe Unebenheiten waren fast nie zu vermeiden. Die Faro-Ebene! Da war kein Berg, kein Hügel, nichts! Eben wie eine gigantische Tischplatte verlor sich die Flutbasaltebene in der Hitze flimmernden Ferne. Der Horizont war ob des Flirrens nicht wirklich auszumachen. Dort in der Ferne schienen Himmel und Erde zu verschmelzen. Ich musste mich an diese schiere WEITE erst gewöhnen. So etwas hatte ich noch nie gesehen! Die mickrige Sahara auf der Erde war ein Klacks dagegen! Zudem Furmont auch deutlich größer als die Erde war.19950 km bei 1,1 g. Entweder war die Dichte des Planeten geringer, was ich nicht recht glauben wollte angesichts des starken schützenden Magnetfeldes, oder aber die Masse viel mehr zum Zentrum hin konzentriert, im Eisen-Nickel-Kern. Oder die Daten der Raumzeit selbst waren in diesem Teil des Weltalls anders beschaffen. Faro war zudem Flutbasalt-Ebene, die nicht zu einem solchen "Schaumplastball" passte für den ich Furmont zuerst gehalten hatte. Bei der Größe der Welt wären 2-3 g eher zu erwarten gewesen als die tatsächliche, auch für mich Problem los annehmbare Schwere auf Furmont. Alles in allem war "das Glas mindestens halb voll". Es gab auch in Bezug auf die Klinik, auf Katzenbach und selbst die karge Steppe eigentlich nichts zu klagen. Das Essen war gut und sogar recht Abwechslungsreich reich für die Umgebung, in der Katzenbach lag. Nur war es mir zu Zeiten der Trockenzeit meist schlicht zu warm. Wobei die Trockenheit die Hitze erträglich machte aber auch zu vielem Trinken zwang. Wie die Felligen das aushielten, hatte ich bisher noch nicht nachgefragt. Viele hatten Klima-Suits, das hatte ich schon gesehen. Ihre komplette Außenhaut war fotovoltaisch ausgebildet und lieferte den nötigen Strom. Fotozellen-Folie. Ich hatte sie schon oft gesehen. Ich entspannte mich und schaute auf die endlose Landschaft hinaus. Ein melodischer Gong ließ mich erschreckt hochfahren. Ich war also unbemerkt eingenickt. Und draußen "bimmelte" wohl ein Bordsteward. "Möchten Sie einen Currana?" Ein schöner Fuchsartiger schob einen kleinen Imbisswagen vor die Abteiltür. "Danke, später! Ich möchte dann ins Bistro, zu Mittag essen!" "Bitte sehr." Der Fuchs zog weiter und teilte Getränke aus. man konnte auch vom Sitz aus bestellen. Und das tat ich jetzt für meinen Bistrobesuch, drängte mich dann behutsam durch den recht voll besetzten Zug zum Bistro in der Mitte des Zuges und nahm den reservierten Platz ein. Ich konnte wie ein Vip reisen, die Kosten übernahm die allgemeine Versicherung die auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden zuständig war. Jeder zahlte eine angemessene Summe ein. Und egal ob man verletzt oder krank war, oder unterwegs eine Panne hatte: Die Versicherung übernahm alle nötigen Kosten! Das war Wahnsinn und nicht vergleichbar mit dem kranken System auf der Erde. Linguana hatte mir alles erklärt. Die von mir besuchten Schulungen taten ihr Übriges. Voller aufkommender tiefer Freude empfing ich mein Menü, natürlich mit Sojafleisch. Wie konnte es auch anders sein. Die Gemüse und die gekochten roten Knollen waren mir ungewohnt aber ich war schnell auf dem Geschmack gekommen. So fremdartig waren die Speisen nicht. Vieles erinnerte geschmacklich an die Erde. Die roten Knollen hatten die Farbe von Möhren, aber sie waren nahrhaft wie irdische Kartoffeln, ja sogar noch Gehalt voller. Ich war immer laaange satt, wenn ich diese Grantavos gegessen hatte. Am besten gebraten in Tampana-Öl! Während ich schweigend aß und andere Bistrobesucher musterte, wurde mir schnell klar dass es noch weitere "Glatthäuter" auf Furmont gab! Sie waren zwar mit recht dichtem Flaum überzogen aber hatten kein wirkliches Fell! Und ich selbst schien auch nicht groß aufzufallen. Niemand guckte, keiner sagte ein unangenehmes Wort. Bis ich ganz hinten am anderen Wagenende des Bordrestaurants ein junge ... Arin erblickte! Sie hatte ein intensiv gefärbtes, wie Seide schimmerndes Fell, das wohl ebenso weich sein mochte! Sie ähnelte sogar noch mehr einem Leoparden als die Aren die ich bisher getroffen hatte. Ihr prachtvolles Gebiss blitzte kurz auf. Schwarze Augenbrauen, recht lange Wimpern, schöne Lippen, ... eigentlich eine Schönheit! "Deckung!" dachte ich erschrocken und machte mich hinter dem Raumteiler klein. Das war wirklich nicht der richtige Moment für einen Konflikt. Also musste ich jeden Versuch der Kontaktaufnahme vorerst unterlassen. Aber ich hatte das auffällige hübsche Gesicht gesehen. Der "Stich" in meinem Herzen war deutlich genug. Mir gefielen die Aren. Und ich wollte die gebotene Chance in Arenburg unbedingt nutzen. Ich grüßte und winkte unaufdringlich, und verließ unauffällig das Bistro, um es mir in meinem Soloabteil noch ein wenig gemütlich zu machen. Der Faro-Express hielt nur ein einziges Mal bei Banfra, oder wie die Stadt hieß. Dort kreuzte die Ost-West-Linie der "Faro-Querbahn" und bildete einen bedeutenden Verkehrsknoten. Auch ein Flughafen gehörte dazu. Sonst rauschte die Bahn ohne Halt und ohne Langsamfahrstellen auf der ganzen Strecke durch. Da meldete sich Linguana über meinen Kommunikator. Ich klappte das Display auf. Die Löwin lächelte mir entgegen! "Ah, Du bist's!", begrüßte ich sie erfreut. "War gerade im Bordrestaurant. Und da saß eine junge Arin... Aua! ich war zu Glück fertig und konnte verduften! Ich war auf so was in keinster Weise vorbereitet! Oder soll ich eine Kontaktaufnahme ...." "Nein", schnitt mich Linguana mitten im Wort ab. "Du machst alles wie vorgesehen, sonst kommt's zu Irritationen, falls die Arin panisch und abweisend reagiert. Bitte investiere mehr Geduld! Du wirst deine geliebten Aren schon treffen! Gerade ihnen gegenüber ist es nicht leicht sich persönliches Ansehen zu erarbeiten. Aber wenn das erst mal geschafft ist ... Nun gut. Am Bahnhof von Arenburg wirst du abgeholt. Sobald du ausgestiegen bist, begibst du dich zum "Datenpunkt". Ist nicht zu übersehen. Not falls fragst du eben. Und gehe der Arin bitte erst mal aus dem Weg, OK?!" "OK. keine Frage, alles klar. Sie ist der einzige Are an Bord, denke ich, weitere konnte ich nicht entdecken. Und wolltet ihr sonst noch was mitteilen? Ich nahm den Kommunikator in die andere Hand und griff nach dem Becher mit dampfendem aromatischen Currana. "Nein. Ich wollte sehen wie es dir geht auf der Fahrt.", entgegnete die Löwin sanft lächelnd. Ihre Augen leuchteten. "Noch Fragen?" "Nicht dass ich wüsste." Ich gab Linguana ein Handküsschen und hob den Daumen. "Ich lasse es jetzt herankommen. Sie werden mich schon nicht köpfen!" "Was du wieder denkst", meinte die Löwin abwinkend. "Auch bei denen die dich in Empfang nehmen werden, sind zwei Aren. Also?!" Ich winkte ab. Zum Rückzieher war es ohnehin zu spät. Mein ganzer Krempel war schon oben bei den Aren angekommen und würde inzwischen aufgebaut werden. Jetzt so eine Blamage und die Aren würden mich niemals mehr ernst nehmen, da war ich mir sicher! Linguana winkte freundlich und unterbrach dann die Verbindung. Für einen Moment wollte ich noch mit anderen Klinikmitarbeitern Kontakt aufnehmen, lies es dann aber bleiben. Die Leute mochten jetzt im Dienst sein. Wer frei hatte wusste ich nicht. Ich stellte meinen Sitz bequem, drehte die Tischplatte zu Seite und nach unten, sodass sie quasi zum Bestandteil der Bordwand wurde und förmlich "verschwand" Dann die Fußauflage raus, Beine hoch, Bildschirm des Bordunterhaltungssystems an, und ein Filmchen gucken. Natürlich eines von den Aren. Und als ich dort die Arenkinder beim Spielen sah, wusste ich: Ich wollte zu ihnen, sie streicheln, mit ihnen herum toben! Ich hielt das nicht mehr aus! Das da war ein ZU HAUSE, eine Familie, spielende Kinder, bunte Blumen ... es war fast wie in einem Urlaubsort unmittelbar südlich der Alpen! Es war fast zu schön um wahr zu sein! Und nun brachte mich ein unglaublich komfortabler und Pfeil schneller "Schienenzepp" in Windeseile der Heimat der Aren und der Metropole Arenburg näher und näher! Und als mich ein kleines Arenkind vom Bildschirm aus mit großen fast schwarzen Augen tief anschaute - Augen, so klar und tief wie zwei Bergseen! - da wusste ich dass ich es schaffen würde! Ich wollte es schaffen! Ich wollte nicht alles Bisherige umsonst auf meine Kappe genommen haben. Dazu stand jetzt viel zu viel auf der sprichwörtlichen Kippe! Es gab in früherer Zeit, wenn auch niemals einen Krieg, so doch viele Konflikte zwischen den Furrys im Süden und den Aren im Norden Faros. Aber der Süden und die Faro-Ebene lieferten den Solarstrom, Arenland dagegen Wasser und den Mammutanteil der Nahrungsmittel und der Technik. So hatten sie alle endlich erkannt dass sie sich eben zusammenraufen mussten. Beide Hauptvölker waren voneinander abhängig, daran ging kein Weg vorbei. Aber noch heute gab es viele voreingenommene Aren, die das wohl noch dringend lernen mussten. Genau hier sollte ich mit der bevorstehenden Aktion meinen eigenen Beitrag leisten. Vielleicht kam schon bald eine Velo-Produktion größeren Ausmaßes zu Stande. Denn nicht überall hin konnten Gleise für Draisinen verlegt werden. Da war eine "Landdraisine" nur willkommen. Sagten eindeutig auch die Aren in den Nachrichten, die ich vom Bordsystem des Zuges aus abrief. Aus Arenburg! - Die Sache schien sich schon per "Buschfunk" herumgesprochen zu haben. Das konnte mir ja nur recht sein! Ich streckte mich bequem aus, genoss die sich einstellende wohlige Müdigkeit, und schaute weiter "TV Arenburg" ... Plötzlich war die Arin aus dem Bistro vor meiner Tür und riss sie ohne zu läuten mit solcher Wucht auf, dass sie splitterte und das komplette Schloss laut polternd in den Gang flog! Ohne Zögern ging sie sofort auf mich los! Ihre Augen blickten tückisch und Rache süchtig. Das mir vertraute Schwarzbraun durchdrang ein gelbes schwefliges Leuchten. Das da war nimmer mehr dieses sanfte Leopardenmädchen, das zurückgezogen im der hintersten Ecke des Bordbistros saß! Also doch! Ich hatte es geahnt! Die Arin sagte kein Wort, zog einen spitzen Gegenstand, versuchte damit, mir in die Kehle zu stoßen. Ich wehrte mich verzweifelt gegen die schier unglaubliche Kraft des Arenmädchens, die im Bistro so sanft und Liebe voll ausgesehen hatte! Ein Transformer also?! War das überhaupt eine Arin? Ich hatte noch nie so eine ... Furie von einem Aren erlebt! Nicht mal da, als mich die Aren-Jugendlichen verspottet und verhöhnt hatten!. Wie ein Schraubstock hielt mich das zierlich aussehende Wesen fest! Sie versuchte wohl allen Ernstes, mir in die Halsschlagader zu stechen! Dann bog sie die beiden Armlehnen des Sessels nach innen und klemmte mich ein! Vier Zentimeter dickes, 4 Millimeter Wand starkes Dural-Rohr! Nur mit größter Mühe gelang es mir, ihre Pranke mit dem Dolch ähnlichen Ding immer wieder beiseite zu schlagen. Meine Hand blutete. Ein tiefer Schnitt klaffte in meinem Unterarm. Ein Blutstrom ergoss sich über dem Tisch. Ich schrie um Hilfe! Rasend vor Angst versuchte ich mich zu befreien. Mit der Rechten bekam ich meine Tasse zu fassen, schüttete dem Monster-Aren den noch kochend heißen Currana genau in die Augen und drosch mit der Tasse volle Wucht hinterher. Blut spritzte. Ein Auge des Monsters hing heraus, verbrüht von dem heißen Gesöff. Aber das Monster tobte noch bestialischer, stach und hieb wie von Sinnen auf mich ein, schrie, schrie und schrie immer schrecklicher und lauter! .... ...und ich erwachte verschwitzt und zitternd! Im Bordkino, wo ein großes Outdoor-Konzert übertragen wurde, ertönte lautes Geschrei und Gejubel. Ich hatte wohl die Lautstärke im Schlaf versehentlich voll "aufgerissen" und drehte schnell leiser, kaum dass ich wieder richtig zu mir gekommen war. Und ich fühlte mich voll erleichtert, als ich mich in der vertrauten, unversehrten Umgebung der Individualkabine des Faro-Expresses wiederfand. Mir wurden die Augen feucht: "Das... das werde ich dir niemals antun, kleine Arin ..." Verdammte Alpträume! Ich hatte sie sein dem Vorfall mit dem Blecheimer immer wieder! "O ihr Aren ... habt alle Dank dass das eben nur ein ... furchtbarer ... schrecklicher Traum gewesen ist...! ", hauchte ich erleichtert und voller Hingabe und küsste meine Hand in Fahrtrichtung, wo die Aren zu Hause waren. Ich wischte mir Schweißperlen von der Stirn und Tränen aus den Augen, machte mich etwas frisch und drückte den Rufknopf. Der Fuchsfurry erschien und ich bestelle noch einen Currana mit Extra Sahne, und ein großes Glas frisches Mineralwasser. Und nun hatte ich einen weiteren gewichtigen Grund, dieses Arenmädchen doch noch kennen zu lernen. Es gab ja Passagierlisten. Die Kleine wiederzufinden war nicht das Problem. Das konnte ich immer noch machen sobald alles "eingelaufen" war in Arenburg. Dieser Alptraum eben, war das meine unterbewusste Angst vor den Aren? Dann musste sie raus, und zwar möglichst bald! Schier endlos setzte sich die Fahrt fort. Mit 450 Stundenkilometern folgte der Luftkissenzug unbeirrt seiner Betonschiene, eine riesige Staubwolke hinter sich herziehend. Und nun machten sich die Unebenheiten der Piste schon etwas stärker bemerkbar. Und obwohl die Kabine klimatisiert war und der Sitz jeden Komfort bot wurde mir die Reise dann doch etwas zu lang. Ich begab mich zur Kaffeezeit wieder ins Bistro um bisschen Currana und was Süßes zu mir zu nehmen. Und dabei wollte ich endlich auch mal mit anderen Fahrgästen ins Gespräch kommen. Und da passierte das, worauf ich überhaupt nicht gefasst war: Ein junger schlanker Are mit fast weißer Fellfarbe aber tiefschwarzen Flecken kam flugs und gewandt herein, stellte sein Tablett mit einem duftenden tief blau-violetten Getränk auf den Tisch ab ... und setzte sich mir genau gegenüber! Ich war erst mal voll blockiert! Und jetzt meine Gefährten in Katzenbach anzurufen, war angesichts der vollendeten Tatsache ein Ding der Unmöglichkeit. Ich grüßte kurz und vergrub mich dann in meinem "Fahrrad-Reparatur- und Montagehandbuch", dass ich selber geschrieben hatte. Dann trank ich von meinem Currana, und guckte aus dem Fenster. Es war wirklich eine rasante Fahrt! Der Zug hatte eine dreihundert Kilometer lange Gerade ohne jede Kurve erreicht und ging ab wie Schmidts Katze! Da legte der Are überraschend seine kräftige warme Pranke auf meinen Unterarm. Kein Wort des Spottes, kein verachtender Blick! Er schaute mich sanft und energisch an. Ich konnte meinen Blick mit einem Male nicht mehr von dem fast schon Elben-haften Wesen lösen. Da waren sie diese großen dunklen Augen, das Feliden-ähnliche Gesicht und die schönen Lippen mit der Katzen haften Oberlippenspalte zum Nasenspiegel hin, der ebenfalls schwarzbraun war, in diesem Falle sogar fast ganz schwarz, wie auch die auffällig kräftigen Flecken des Felles. Und die tiefschwarze Mähne nicht zu vergessen, die der Kerl glatt und elegant zu einem langen Zopf gebunden hatte. "Ich freue mich, Dich hier zu treffen!", begrüßte mich der Are behutsam mit der typischen weichen Stimme. Und er hatte "DU" gesagt, nicht das distanzierte kühle "SIE"! Das Eis um mein Herz bekam die ersten Risse. Der Are schwieg eine Weile, blickte wie ich aus dem Fenster. Dann wandte er sich mir abrupt wieder zu. "Ich bin Skangaselanos! Ich sehe schon an deinem Buch hier, wer du bist. Deine Freunde in Katzenbach haben dich nicht angelogen. Wir sind nicht alle so gegen Dich wie die Schlaumeier bei euch zu Hause, die dich mit Wassereimern bewerfen und dabei einen Kurzen veranstalten, der die halbe Stadt 'schlafen schickt'! (Er wusste davon??) Und nun sage ich es dir: Ich bin einer der vier Betreuer und Helfer, die dich in Arenburg abholen sollen und mit auf der Ausstellung mitarbeiten werden. Du wirst auf dem Bahnhof nicht beschimpft, ebenso wenig wie in der Stadt und im Hotel! Den Mutigen gehört die Welt!" Er lächelte wunderschön und sah dabei sehr feminin aus. Am liebsten hätte ich mich an ihn geschmiegt, aber das wäre dann doch eine zu brüske Annäherung. Zärtlichere engere Kontakte zu den Aren würde ich bestimmt noch finden. Aber einfach im Bordrestaurant vor allen Gästen mit dem Nachbarn schmusen wollte ich mir und dem Aren lieber nicht antun, obwohl große Freude in mir aufkam. Linguana hatte nämlich verboten, mit der jungen Arin spontan Kontakt aufzunehmen. Und wie passte das jetzt zusammen? War es denn geplant dass ich hier mitten auf der Reise mit Skanga zusammentraf? Der Are schien meine Gedanken gelesen zu haben als er antwortete: "Allerdings, das war nicht geplant, dass wir hier auf der Faro-Bahn zusammentreffen. Hier muss ich mir an meine eigene Schnauze fassen, da ich den Nachtzug verpasst habe und eigentlich schon im Arenburg-Kopfbahnhof sein sollte. Na die werden sich freuen!" "Glaube ich nicht, Skangaselanos.", winkte ich ab und wunderte mich wie locker mir das von der Zunge kam. Totaler "Eisgang" setzte ein! So hatte ich einen Aren bisher nie erlebt! Das machte mich nach kurzer stutziger Verwunderung jetzt selbstsicherer. "Ich darf auch "DU" sagen?" "Wo liegt das Problem?" gab der Are lachend zurück. "Hätte ich dir sonst das "DU" angeboten?" "Ich passe...", gab ich klein bei. "Muss euch so oder so kennen lernen. Zum Kneifen ist's zu spät, der Zug ist abgefahren, im wahrsten Sinne des Wortes." "Wie wäre es wenn du mit zu mir ins Doppelabteil hinter dem Bistro um ziehst? Viel hast Du doch nicht mitgeschleppt, oder?" Skanga hielt den Kopf leicht schräg und musterte mich fragend. "Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen! Lasse mich aber bitte erst mal in Ruhe meine Tasse leeren. Linguana wird sich sowieso putzen wenn sie erfährt welchen Lauf die Dinge hier nehmen!" Ich kicherte bei dem Gedanken an ihren Gesichtsausdruck, wenn sie uns hier sehen könnte. Der Are bestellte auch für mich diesen Indigo farbigen Saft einer Heidelbeeren-ähnlichen Frucht. Ich genoss das schwer süß-saure Getränk mit geschlossenen Augen! "Mensch, Danke, Skanga! Ist ja noch besser als der gute alte Tibetanische von der Erde! Aber eindeutig Alkohol frei! Wie habt ihr das Krabbelwasser denn hingekriegt?" "Krabbelwasser... " murmelte der Are in den Bart und lächelte. "Tja, das wird nicht verraten! Betriebsgeheimnis!" "Hauptsache das Gesöff schmeckt!" konterte ich und puffte dem Aren in die Seite. "Aber wehe ihr foppt mich auch bei der Fahrradausstellung! Dann schraube ich dich auseinander!" "Das werden wir ja sehen!", frotzelte Skangaselanos lachend zurück, packte mich mit derber Sanftheit am Genick und schüttelte mich. Die wenigen anderen Bistro-Gäste sahen schweigend und interessiert zu. Was mich aber nicht weiter kratzte. Ich befand mich ja in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Nun, ich nahm das Angebot des Aren gern an, holte meine wenigen "Habseligkeiten" aus meiner Kabine, teilte dem Zugführer den Wechsel kurz mit ... und bekam sogar noch Fahrgeld zurück gebucht, denn Skanga hatte eine Kabine der niedrigeren Kategorie gebucht. Aber ich fühlte mich bei ihm inzwischen nur noch wohl. Schweigend ruhte seine Pranke auf meinem rechten Unterarm, während ich ebeeneso schweigend auf die endlose Faro-Ebene hinaus blickte, wo vereinzelt kleine aber auch größere Ansiedlungen vorüberzogen und einige der wenigen Straßen die Luftkissenpiste unter- oder überquerten. Und so wie diese Straßen und "Feldraine" am Abteilfenster von vorn nach hinten vorbei schwenkten, spürte man das hohe Tempo der Fahrt! Die Sonne war schon tiefer gesunken, und ihr grelles bläuliches Weiß ging allmählich ins Gelbliche und wurde milder. Ein gelblich brauner Butterscotch-farbiger Schleier feinen Staubes verschleierte den Himmel, der hier fast demselben wie auf dem Mars ähnelte. Klarer Himmel war sonst auch auf Furmont sehr richtig azurblau. Ich konnte jetzt auch die vielen konventionellen Gleise sehen, die die Expressbahn begleiteten und wie immer wieder Abzweigungen ins "Landesinnere" ins Blickfeld zogen. Geschlossene aber auch offene Züge waren hier unterwegs, sowie Straßenbahnen. Staub würde hier aber ein steter Begleiter sein, zumindest zur Trockenzeit. Ich sah viele Felligen winken. Draisinen rollten ganz außen auf den Schmalspurgleisen. Es war ein fantastisches Bild dass sich mir bot! Die Faro-Bahn war hier fast 100 Meter breit, und sie war hoch frequentiert, genauso wie eine irdische Autobahn! Ich kam dem Aren langsam aber sicher näher, spürte seine Pranke sanft auf meinem Knie und seinen Arm halb um meine Taille. Sein glänzendes Fell war dicht, glatt wie Seide und so weich! Immer wieder strich ich sanft darüber, der Are genoss es schweigend und mit halb geschlossenen Augen. Geborgenheit machte sich in mir breit und eine erste leise Liebe. Und so schlief ich dann an seiner Seite sanft ein. Das Fahrradbuch fiel zu Boden. Skanga ließ es liegen und schlummerte dann auch friedlich vor sich hin. Es war auch für ihn eine lange Fahrt, die Faro-Ebene von Süd nach Nord komplett zu durchqueren... Ich erwachte, als der Zugführer ankündigte, dass sich die Bahn dem Ziel näherte. Skanga hatte bereits zusammengepackt. Ich holte meinen Aktenkoffer und das Notebook aus dem Gepäckfach und sah nochmals meine Unterlagen durch. Reisepass, Papiere, Verträge, meine ärztlichen Atteste und auch meine Therapiekarte die mich sozusagen als "Rehabilitand" auswies und zusätzliche Sicherheit bedeutete, wenn es zu größeren Problemen zwischen mir und einigen Aren kommen sollte. Worauf ich aber durchaus nicht erpüscht war. Und da sich der Zug jetzt schnell dem Ziel näherte und geradezu zum "Endspurt" anzusetzen schien, packte ich langsam alles zusammen, verstaute den Laptop in seiner Tasche und schob alles was nachher Griff bereit sein musste, in die Brusttasche meines Klima-Catsuits. Den Kommunikator klickte ich wie gewohnt am gelochten Taillengürtel fest. Das Ding hatte ich selber hergestellt und wie an einer Koppel konnte ich den Kommunikator, die Digicam, den Ring mit meinen Schlüsselchips, Taschenmesser, Maglite und andere Kleinigkeiten verliersicher aber stets zur Hand einhängen. Die Idee machte Schule. Einige Felligen hatten auch schon so ein Ding. Nur breiter und weicher und mit Schutzschärpe, um ihr Fell nicht zu beschädigen. "Achtung! Werte Reisende!", kam eine energische aber eindeutig weiche Stimme aus dem Bordunterhaltungssystem. "Wir nähern uns dem Kopfbahnhof Arenburg! Einfahrt in zehn Minuten! Wir wünschen Ihnen noch einen Schönen Abend!" Das war auch ein Are der da sprach, eindeutig! Warme Gefühle durchzogen meine Seele. Und entschlossen sagte ich: "Das schaffe ich, jetzt erst recht!" "Das wollen wir doch schwer hoffen!", bekräftigte der Are meine Aussage und drückte mich kurz aber freundlich an sich. Und ganzganzganz kurz blieb für mich die Zeit stehen! Das also war auch ein Are?! Musste wohl so sein! Skangaselanos blitzte mir lächelnd mit den Augen zu und hob kurz den Daumen. Ich bekam langsam Lampenfieber, was ich aber für normal hielt und kein Aufsehen darum machte. Was Neues und Ungewohntes stand bevor. Das war nicht viel anders als die Gefühle die ein Theater-Hauptdarsteller oder ein Zirkusartist vor einer wichtigen Darbietung hatte. Auch Skangaselanos wirkte jetzt etwas nervös. Wir räumten das Abteil sorgfältig auf um es so zu verlassen wie wir es vorgefunden hatten. Nochmals kurz schauen ob auch nichts vergessen wurde. Und nun nur noch warten bis der Zug einlief. Im Bahnhof würden mich die dortigen Betreuer empfangen und schnell zu meinem Domizil am Stadtrand bringen, ohne unter den Aren all zu viel Aufsehen zu erregen. Und dort würde ich erst mal auf eine Elektro-Draisine steigen, einige Kilometer fahren und vor Ort ein bisschen joggen. Eine sehr einsame selten genutzte Rundstrecke, was mir gerade zurecht kam zum Abschalten und Stressabbau. Danach würde ich wie üblich sanft entspannt und angenehm müde sein. Das schloss aus dass ich die erste Nacht gleich mit Schlafproblemen zu kämpfen hatte. "Klappt das noch mit der kleinen Draisinen-Tour auf der Ichneumon-Rundstrecke nordöstlich des Hotels?", fragte ich nochmals, als ich und Skanga durch den Bahnhof schlenderten und ich die gigantischen Eindrücke schweigen in mich aufnahm. Das war so viel auf einmal dass mein Geist sozusagen ein Filter vorschaltete und ich, bis auf das gewisse "Reisefiebergefühl", ganz ruhig blieb. Ich ließ mich auch nicht vom Trubel der vielen Fahrgäste und Bahnhofsbesucher aus dem Konzept bringen. Und vor dem Bahnhofskomplex, wo die Tram-ähnlichen Kleinbahnen des Stadtgebietes hielten, trafen wir dann die anderen drei Mannen. Sie staunten nicht schlecht als ich zusammen mit dem Aren, den sie schon längst als 'ausgefallen' abgeschrieben hatten, auf dem Bahnhofsvorplatz aufkreuzte! Skanga hatte meine Frage wohl aus Versehen ignoriert. Ich würde ihn im Hotel nochmals fragen. Nun, da vorn standen also der andere Are, eine hoch gewachsene Arin mit wahrer wallender Lockenpracht, und die beiden anderen Anthros, die mit mir zusammenarbeiten sollten. Die Vorstellung der Arin Mandakidana, der Polarwölfin Canjuri und dem Tiger-ähnlichen Feliden Kamuka ging flüchtig über die Bühne. Da machten die Furmonter alle nicht viel Aufsehen und schon gar kein Heiteitei daraus. Die Stadtbahn wartete nicht. Wir stiegen ein, die Bahn wurde ziemlich voll. Und ab ging die Post. Wo wir aber ausstiegen war kein Hotel sondern ein Wohngebiet. Also wollte mich tatsächlich Skangaselanos zu sich privat einladen, was mir aber durchaus lieber war! Und direkt hinter seinem Haus wo die Straßenbahn hielt. befand sich auch der kleine private "Draisinenbahnhof" und der Ausgangspunkt der "Ichneumon-Rundstrecke", wie die Einheimischen das ganze Ding getauft hatte. Ich hatte mich also schon in der Faro-Bahn durchaus nicht "verlesen"! Es dunkelte schon als ich mich zu den Draisinen begab. Die hatten Licht. Und auf einem Gleis musste man nicht befürchten "von der Straße abzukommen" oder im Dunkeln das Gleichgewicht zu verlieren. Der junge Are der sich als Surakatanga vorstellte und ein ziemlich zappeliger sehr schlanker Typ war, schob eine ziemlich skurrile Schüttel von E-Draisine auf dem Abstellgleis heran. Ein ganz normaler Zweiachser mit konventionellen Blattfedern und Schwingungsdämpfern. Interessant war die Bauart der Einzelradaufhängung an Querlenkern, während die Längsführung des Rades allein das Blattfederpaket übernahm. So was hatte ich noch nicht gesehen! "Monstrum, das ...", flachste ich und setzte mich auf das Fahrzeug. "Monströs aber gut!" entgegnete der Are lächelnd und lief umher wie ein aufgescheuchter Hahn. "Alte Laufente!..." frotzelte ich. "Aber lass mich jetzt endlich fahren, ich habe heute nicht noch endlos Zeit und will danach schlafen!" "Na, nun zieh' schon endlich Leine!" Der Are gab mir einen freundlichen Schlag auf den Kopf. " Heute ist die Strecke frei. Noch einer ist unterwegs aber wird gleich von der anderen Seite her hier einrollen. Du kannst losfahren!" Ich setzte mich bequem zurecht. Das Fahrzeug war simpel zu bedienen. Fahrschalter, Bremse, alles ohne jeden Hightech-Schnickschnack. Und entsprechend der Federung hatte ich auch "Schienenkontakt". Das rhythmische "Tack-Tack" über die Schienenstöße begleitete das mahlende Surren des Elektrokarrenmotors. Die LED-Frontleuchten ließen kaum 10 Meter der Gleise erkennen. Das war aber egal. Die Schienen führten die Draisine ja, 'vom Weg abkommen' war ausgeschlossen, die Höchstgeschwindigkeit wurde bei 45 km/h abgeregelt. Der Himmel war klar, die Sterne leuchteten hier in der Staub freien Umgebung in voller Pracht. Da aber die Zeit knapp wurde gab ich Gas. Ich wollte ja gegen 21 Uhr wieder daheim sein, wo mich Skangaselanos noch ein bisschen bewirten wollte. Und da passierte genau das womit ich nie gerechnet hatte: Es gab einen derben Ruck! Die Draisine rollte offenbar durch eine Gleisverwerfung, flog kurz darauf aus den Schienen, polterte mit großem Lärm noch einige Meter auf den Schwellen weiter! Und bevor ich richtig realisierte was geschah, ging es die Böschung hinunter. Ich wurde aus dem Sitz geschleudert. Die 48-Volt-Fahrleitung reagierte, protestierend sirrend, mit einem Funkenregen. Die Draisine kippte sich überschlagend in einen Busch. Dann war es stockdunkel und still. "Verdammte Scheiße...!" fluchte ich verhalten und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Aber ich sah nur die Sterne und vage den Schienendamm über mir. Und zu meinem Entsetzen stellte ich fest dass mein Gürtel bei dem Sturz verloren gegangen war. Verzweifelt suchte ich den Gürtel, an dem ja auch mein Kommunikator befestigt war! Und ein zunehmender Schmerz in der rechten Schulter und im Kopf zeigte mir dass ich wohl doch einiges ab bekommen hatte. Zum Glück blutete ich nicht! Aber um Hilfe rufen? Hier draußen in dem Schutzgebiet, 15 km von den letzten Häusern Arenburgs entfernt, hörte mich keiner. Dazu brauchte ich das Handy. Das wiederum hing an meiner Koppel, die irgendwo in der Pampa lag. Auch die Maglite hing dran! "Scheiße, verdammt ..... AU!" Der Linke Fuß war geschwollen. Und ich hing jetzt wirklich so richtig in der Patsche, und der Gürtel war einfach nicht zu finden, war womöglich zusammen mit meiner Draisine irgendwo im Gestrüpp des Busches gelandet der sich als dunkle formlose Masse vage aus der Dunkelheit schälte. Ohne eine starke Lampe brauchte ich nicht erst weiter suchen - Aussichts loses Unterfangen hier in der Wildnis! Da hörte ich von irgendwo her ein leises Stöhnen und Wimmern. Erst glaubte ich an irgendein Tier, besann mich aber darauf, dass ich nicht mehr auf der Erde weilte. Ich lauschte ins Dunkel. Ein Rascheln, wieder das leise Stöhnen. Ich humpelte dem Geräusch nach und ... stieß gegen eine weitere Draisine die ebenfalls entgleist war! Und daneben fand ich nun ein verletztes wimmerndes ... Arenmädchen! "Verflixt, du bist auch hier rein gesemmelt? Aber Hallo, wieso ist überhaupt das Gleis so kaputt?!" "Hilf mir, ich will nach Hause ..." weinte das kleine Wesen. "Mein Handy ist zerstört ..." "Deins auch? - Na toll. Ich kann einigermaßen laufen. Ich werde Dich tragen. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Mein Gürtel ist weg an dem ich alles angeklipst habe. So eine Koppel. Scheiße ..." Ich nahm die Kleine hoch und bugsierte sie auf den Schienendamm, um diesem zu Fuß zu folgen. So würde ich zu Skangaselanos' Haus zurückfinden. Und siedend heiß erkannte ich den kleinen Diamanten der in ihr linkes Ohr gepierct war: Das war ausgerechnet die kleine Arin aus dem Bordrestaurant! Ihre großen Kulleraugen leuchtete sogar im Dunkeln als sie mich Angst erfüllt musterten! Ich ließ mich aber nicht aufhalten, humpelte mit der Kleinen in den Armen über die Schwellen, bis ich hinter dem Geländeeinschnitt endlich die Lichter Arenburgs sehen konnte - Balsam auf meine Seele. Mit letzter Kraft erreichte ich die Draisinenstation wo mir Surakatanga und Skangaselanos schon entsetzt entgegen kamen. Ich legte die kleine Arin auf den Bahnsteig und brach über ihr zusammen ... "Endlich ist er wieder bei Sinnen...", hörte ich eine ferne Stimme und es wurde wieder hell um mich. "Hallo ich ... was ist passiert ... wo ist das Mädchen?" Benommen hob ich den Kopf aber ein zierlicher Are drückte mich sanft wieder auf das Kissen. "Bitte ruhig bitte ruhig. Du hast dir eine Hirnerschütterung und böse Verrenkungen eingehandelt. Die Kleine liegt hier neben dir!" "Aber was war denn da mit den Schienen los, verflixt! Holt gefälligst mal den Betreiber her! Der ist dafür zuständig! Geht's eigentlich noch?!" "Auauau ...", murmelte Skanga und guckte ziemlich doof aus der Wäsche. "Aus!", sagte jetzt der Arzt und blickte mich ernst an! "Dafür ist später Zeit, deine eigene Gesundung geht jetzt vor. Oder willst Du noch eine Hirnblutung erleiden! Dann aber wärst Du reif für ... für ... na wieder runter nach Katzenbach!" "Ich sage nur noch: Große Scheiße!", erwiderte ich ungehalten und ernstlich verärgert wegen der kaputten Schiene, was niemals hätte passieren dürfen! "Danke ergebenst! Holt mir lieber mal was zu trinken, ich vertrockne!" Jetzt lächelte der Arzt. Skanga blieb bei mir, kraulte mir wohltuend die Haare und legte seine Pranke mit einem kühlen feuchten Tuch auf meine heiße Stirn. Ich stöhnte wohlig. Und dann brachte man mir das frische kühle Wasser. Gierig trank ich, wische mir den Mund mit dem Ärmel ab und legte mich, jetzt alles akzeptierend was sich nicht mehr ändern ließ, erschöpft auf die Seite. Skangaselanos blieb auch bei mir als das Licht gelöscht wurde. Und dann als ich erwachte war schon Morgen! Der Are war, mit dem Kopf auf meiner Brust, offenbar mit eingeschlafen und guckte erschrocken. Dann lachte er darüber. "Du mein Guter." sagte er leise. "Bin wohl mit eingeschlafen." In dem Moment als ich gewaschen war und gerade der Essenwagen kam, polterte der Are herein, der die Draisinenstrecke betrieb! "Das gibt es nicht das ist ... bekloppt!", schimpfte er, vom Personal mit bösem Blick bedacht. "Das Gleis! Da hat einer den Schotter raus gewühlt, ein Anschlag auf meine Rundstrecke!" "Ich bin auch rein geknallt in die Beule...", murmelte das Arenmädchen das auch schon von der Unruhe erwacht war. "Bin da so oft schon gefahren, nie ist was passiert!" "Eine ... eine Sabotage?!", fragte ich ebenso verdutzt. Erneut kam jemand hereingestürmt, eine große Arin mit Pagenkopf, die ein schönes hellblaues Suit trug! Der Arzt akzeptierte mit einem weinenden Auge das Chaos im Krankenzimmer. "Du bist also Sharra der Glatthäuter?" "Also das lasse ich mir nicht mehr bieten, diesen ... Glatthäuter!", schrie ich ihr erbost entgegen. "Das kannst du stecken lassen! Kann mir schon vorstellen dass das zerstörte Gleis ... mir gegolten hat! Mir reichts, endgültig! Macht die Ausstellung gefälligst selber! Ich bin euch Aren allen mehr als genug entgegen gekommen und habe bereitwillig Schimpf und Schande dafür ertragen! Ich gehe zurück in den Süden, Ende und Aus!" Ich haute mit der Faust auf den Nachttisch, dass die Glasplatte brach und das Frühstück auf dem Fußboden verteilt wurde, und knallte das Wasserglas an die Wand. " Das Maß ist voll! ICH. WILL. NICHT. MEHR." Alles schwieg. Die Arin in dem Kleid warf sich zu der kleinen Arin aufs Bett und weinte. Skanga stand am Fenster und blickte ununterbrochen mit dem Kopf schüttelnd in den Vorgarten. Surakatanga sah mehr als nur Schuld bewusst aus. Und ich spürte den Stich eine Injektion, bevor ich abwehren konnte - und fühlte eine tiefe und wohlige Benommenheit. Der Arzt hatte mir Geistes gegenwärtig ein Beruhigungsmittel gespritzt. Die Wut verschwand so schnell wie sie gekommen war. Nach langem Schweigen ergriff wieder die Arin das Wort: "So! Es ist leider wahr! Zwei der jungen Aren aus Katzenbach sind klamm heimlich auf der Faro-Bahn mitgefahren, haben sich an die Draisinenstrecke geschlichen, dort das Gleis unterhöhlt und etliche Schienenpratzen losgeschraubt. Da hätte auch eine Luftfederung nichts mehr genützt. Und die Kleine hier ist meine Tochter. Und du, Sharra, hast ihr das Leben gerettet! Ich weiß nicht wie ich dir jemals danken soll! Ohne Deinen Fußmarsch wäre die Kleine innerlich verblutet, die Milz war angerissen!" Sie weinte. Und dann lagen wir uns innig und wirklich mit dem ganzen Körper aneinander in den Armen. "Habe ich es mir doch gedacht.", murmelte ich in den Armen der Arin, die mich sanft wieder freigab. "Diese, diese... Flaschen, die!" "Sie werden entsprechend zur Verantwortung gezogen, Sharra!", sagte der Arzt ernst. "Ich weiß inzwischen davon was sich bei euch unten abgespielt hat. Die Aren wurden mit allem Ernst zurechtgewiesen und verwarnt, und davon unterrichtet wer du bist, Sharras! Aber diesmal haben sie sich mit ihrer Aktion über diese und jede andere Grenze hinweg gesetzt! Sie kommen in ein Strafarbeitslager, wo sie die Möglichkeit haben über ihr Tun nachzudenken und den Schaden mit eigener Hände Arbeit wieder gut zu machen. Und ihr Betroffenen erhaltet Schmerzensgeld und eine angemessene Entschädigung, und du, Surakatanga, bekommst alle Reparaturkosten ersetzt samt Material!" "Na, Großer, das ist doch mal was oder?!", wandte sich das Arenmädchen jetzt an mich. "Samrysaganda bin ich. Ich habe Dich im Zug gesehen und bewusst Rücksicht genommen. Ich wusste schon alles, hihi!" "Bin trotzdem nicht richtig froh!"winkte ich ab. "Was die gemacht haben, nach der Sache mit dem Eimer, haut dem dicksten Fass den Boden aus! Das lasse ich mir nun wirklich nicht mehr gefallen! Waren das wieder die gleichen Aren?" "Genau die!" gab die Kleine zurück und zeigte einen Vogel. "Und ich bin reingerammelt!" "Ich ja auch.", setzte ich lachend hinzu. "Und habe mir auch mehr als nur die Eier eingerannt!" "Pschschscht ....!, zischte Skangaselanos mit entsetztem Blick. Samrysagandas Mutter kicherte dagegen in sich hinein. Zwei große schwarze Wolfsanthros kamen herein, zwei schmächtige Arenjungen mit sich führend: "Die Übeltäter! So ihr Beiden, schaut euch noch einmal an was ihr angerichtet habt! Ein Kind wurde durch eure Sabotage beinahe getötet! Nachsicht habt ihr nun nicht mehr zu erwarten!" Ich sagte nichts, schaute den beiden Aren die ich nur zu gut kannte, nur noch böse in die Augen und wandte mich dann demonstrativ ab. Gern würde ich verzeihen, konnte es aber nicht mehr. Die beiden waren für mich GESTORBEN, ein für alle Mal! Es war einige Minuten sehr still, nur die Apparate summten leise. Von draußen wehten einige Wortfetzen herein. Und dann trat Skanga zu mir und letzte mir die weiche Pranke auf die Schulter. "Ja das ist alles sehr unschön! Aber den beiden für immer zu zürnen rate ich dir ab. Negatives Denken zieht hinunter. Wenn die beiden Jungen ihre Strafe abgebrummt haben, sind sie nämlich wieder vollwertige Mitglieder unseres Volkes. Bist du bereit ihnen ihre Schandtat zu verzeihen?" Der Are blickte mich mit seinen großen dunklen Augen unverwandt an und wartete unverkennbar auf eine klare Antwort. Inzwischen kannte ich diesen Blick. Aber ich schwieg erst mal lange, obwohl es in mir arbeitete. Mir war klar dass ich nicht ewig der Sache nachhängen konnte. Ich lernte ja nun die positive Lebens bejahende Seite der Aren kennen und Skangaselanos war drauf und dran mein innigster Freund zu werden. "So." brach ich endlich das lange Schweigen, während sich der Arzt und eine Stationsschwester still zurückhielten und alle anderen den Raum verlassen hatten. "So, Skang! Mir bleibt nicht anderes übrig. Es ist wirklich dumm, endlos weiter zu grollen. Ich will vergeben, auch wenn es mir jetzt sehr schwer fällt. Und zudem euch allen sehr danken! Diese ganze Scheiße hängt mir aber immer noch zum Halse heraus. So was verwindet keiner so leicht!" Der Are nickte stumm. Dann nahm er mich zärtlich in die Arme. Ich spürte sein weiches seidiges Fell, seinen heißen Atem und seinen kräftigen Herzschlag. Lange strich ich ihm über die schwarze Mähne und den Hals. Ich atmete nur, er schnurrte sanft. Dann trennten wir uns entschlossen. "Sharra?" erklang eine zarte Stimme vom Nebenbett. Die junge Arin war wieder erwacht und hatte wohl still gelauscht. "Schön dass du vergibst! Ich habe ihnen auch verziehen. Was die gemacht haben war totaler Schwachsinn. Mir geht es übrigens schon besser. Wir treffen uns wenn wir gesund sind, OK?" "Und wer räumt den Saustall jetzt auf den ich angerichtet habe?" fragte ich in Skangas Richtung, während ich Samrysaganda das weiche Fell kraulte. "Ich muss ja noch was essen und schäme mich total wegen dem Ausraster vorhin!" "Aber nein." Skang winkte ab. "So etwas ist eine normale Reaktion, jeder darf auch mal richtig seinen Frust ablassen. Für den Schaden hier müssen wir nicht aufkommen. Passiert in einer Klinik öfter. Wenn erst die Stresshormone ausgeschüttet sind, kann der Wille wenig ausrichten. Darum auch die Beruhigungsspritze." "Lassen wir es." entgegnete ich und zog das Frühstückstablett mittels des kleinen Tisches zu mir, der sich an einem stabilen Gelenkarm über das Bett fahren ließ. Automatisch fuhr dabei das Kopfteil hoch in eine bequeme Lage. "Den alten Zopf schneide ich jetzt bewusst und radikal ab! Erst fit werden, dann die Ausstellung. Aber wie soll ich die schaffen wenn ich jetzt hier liege? Wann kann ich hier raus?" Der Blick des Aren stimmte mich aber Hoffnungs voll: "Du bist hauptsächlich zur Beobachtung hier. Der Fuß war kein Problem, der ist bereits fit. Deine Gehirnerschütterung ist zum Glück moderat ausgefallen. Du kannst morgen schon raus, musst dich aber noch schonen und ab und zu auch hinlegen und ruhen! Samry muss leider etwas länger hierbleiben. Die Not-OP musste offen durchgeführt werden, da es zu erheblichen Blutungen in Samrys Bauchhöhle gekommen war. Wenn Du nicht so beherzt gehandelt hättest, wäre sie jetzt tot. Wir danken Dir sehr!" "Mensch, Danke! Morgen schon?! - FREU! Ich hätte es aber nie fertig gebracht, die vor Schmerz wimmernde Kleine liegen zu lassen und dann zu warten bis uns jemand vermisst und an der Strecke sucht." "Also dann ist alles gut zwischen uns allen?" Der Are blickte mich wieder so tief an und wartete auf meine klare Antwort. "Alles klar! Der Zopf ist ab, ich schaue nach vorn! Und jetzt lass mich bitte endlich essen!" Der Are nickte und ließ sich ebenfalls einen kleinen Imbiss und eine Kanne Currana bringen, für sich und für mich. Die Vollkornbrötchen schmeckten vorzüglich. Und es gab hier auf Furmont für fast alle mir vertrauten Nahrungsmittel Äquivalente, die oft noch wohlschmeckender waren. Butter, Konfitüre, Käse, Wurst, Müsli ... ich erkannte alles Vertraute wieder und dankte herzlich für das gute Essen. Pappsatt lehnte ich mich zurück und griff nach dem Fahrradbuch. "Nun denn..." sagte Skangaselanos, nachdem ich fertig war und zwei Küchendamen abräumten und saubermachten. Dann wuselte noch ein Roomba über die Böden und beseitigte den Staub. "Ich muss jetzt leider gehen, drüben bei unserer Ausstellung mit aufbauen helfen. Sie wird pünktlich beginnen. Auch wenn du dich noch schonen musst und wir einiges übernehmen müssen was dein Part gewesen wäre. Mache dir nichts draus. Die Leute wissen schon was passiert ist. Den Mutigen gehört die Welt. Wir sehen und morgen Mittag wieder, da hole ich dich ab. Wiedersehen!" "Wiedersehen!" gab ich zurück und winkte dem Aren hinterher. Surrend schloss sich die Tür. Allein...? Nein, nicht allein. Samrysaganda lag im Nachbarbett und wir hatten Blickkontakt. "Na, kleine Maus? sagte ich leise zu ihr. "Das ist ein Ding, was?! Dass ich auf derartig verrücktem Wege Anschluss bei den Aren finde, hätte ich nie für möglich gehalten! Da muss ich den Übeltätern ja schon dankbar sein. Willst Du auch bisschen in meinem Buch lesen?" "Ja das ist ein - DING, wie du so schön sagst. Und lesen, gern. Her mit dem Schmöker!" Lächelnd streckte sie eine Hand aus. Ich warf das Buch vorsichtig auf ihr Bett und sie vertiefte sich sofort darin und gab die nächsten 2 Stunden keinen Muckser mehr von sich. Ich lächelte in mich hinein. Das Fahrradbuch kam also auch bei ihr, einem Arenkind, gut an. Wir würden eine Fabrik bauen und MTB's für den ganzen Planeten produzieren. Leicht und modern! Ich würde zwar viel Zeit am Computer verbringen um die Einzelteile zu zeichnen. Aber das würde sich lohnen. In dem Moment kam der Oberarzt herein, aber nicht mit einer Spritze oder sonstigen "Folterwerkzeug" sondern mit einer schwarzen kleinen Tasche, die mir dummerweise sehr bekannt vorkam! "Hier." sagte er kurz. "Haben sie bei Katzenbach im Sand gefunden wo du aufgetaucht bist!" "Mann!" fuhr ich erstaunt hoch und drehte das Plastik-Etui mehrmals hin und her . Weißt du was das ist? Die externe USB-Festplatte meines Heim-PC von zu Hause! Da ist drauf: Windows VISTA, das Betriebssystem meines Computers, Musik, alle technischen Fahrradzeichnungen, sämtliche Fotos meines Lebens auf meiner früheren Heimat, ... ein Fass ohne Boden für euch alle! Ich wusste gar nicht dass die Platte noch in meiner Jacke gesteckt hat als ich durch den Wald gerannt bin. - Toll-Toll-Toll, dass wir sie hier haben! Aber ob man sie hier auslesen kann, ob die Daten überhaupt noch heil sind? Ihr habt doch bestimmt ganz andere Datenformate oder? Aber ich habe auch meine Installations-CD von WinVista gesichert. Ihr müsst nur den Freischaltcode rippen." "Ruhig, ruhig!" musste der Arzt die in mir auflebende Freunde bremsen, denn ich war wirklich vor Freude außer mir! "Ich rufe Skangaselanos zurück! Er wird sobald als möglich kommen und den Datenträger holen." "Uffte....!" machte ich und zeigte auch Samry neben mir den erhobenen Daumen. "Kleine, jetzt ist alles noch viel einfacher. Das hier ist eine externe Festplatte meines Computers auf der Welt von der ich komme. 4 Terabyte! Und zu 85 Prozent voll mit allen Daten die wir hier dringend brauchen für mein Einleben. Auch Fotos, Briefe, abgescannte Arztunterlagen, Behördenschreiben, Berufliche Dinge, sämtlich technischen Zeichnungen der bei uns gebauten Fahrräder aller Art! Besser konnte es uns nicht treffen! Skang kommt jetzt noch mal her und holt die Platte." "Freue mich mit dir!" gab Samry lächelnd zurück. "Wenn wir hier raus sind dann machen wir aber einen drauf!" "Neeneee!" verneinte ich mit eindeutiger Geste. "Ich kann zwar morgen raus, du vier Tage später. Aber ich soll mich noch sehr schonen. Nix Sport oder gar Tanzen! Habe immerhin eine Hirnerschütterung erlitten." "Egal. Dann eben später." "Ja. Aber vergiss nicht unseren Altersunterschied! Du bist ein Kind. Also nix intimere Beziehung. Du verstehst?" "War auch nicht meine Absicht. Aber wir können trotzdem Freunde bleiben." Ich nickte nur und lauschte zur Tür. Und da kam Skang schon elegant wie eine Raubkatze herein. "O Servus, Sharras! Da bin ich ja erfreut! Gib mir die Festplatte! Unsere Rechnerspezialisten werden eine Kopie ziehen. Dein Betriebssystem wird nicht notwendig sein. Die Daten werden auch so ausgelesen und konvertiert werden können. Dann wird alles archiviert. Was ist überhaupt drauf? Wie groß ist die Datenkapazität?" "4 TB, zu 85 Prozent voll." Ich zählte nochmals alles auf was ich auf der Festplatte gespeichert hatte. Der Are hörte zu und hielt mir seinen Armbandkommunikator entgegen um aufzuzeichnen. "Hehe, auch massig Schlagermusik, Gedichte, Witze, Anekdoten, Kurzgeschichten, Synfonien von Beethoven bis Bach, alles ist da drauf, Skang! Ihr werdet eure Freude dran haben und euch hier und da wohl den Bauch vor Lachen halten. Wenn dabei einer kotzt, war ich es aber nicht! Ihr wollt ja unbedingt meine Daten haben!" "Bist du still?!" fuhr der Are lachend hoch, und murmelte noch hinterher : "Schandmaul......." "Nimm schon." sagte ich und hielt ihm den Datenträger hin. "Sind aber auch intimere Sachen drauf - bitte Schweigepflicht!" "Sowieso!" Der Are nickte kurz. "Solche Daten werden wir natürlich geheim halten und, wenn du es wünschst, auch ganz löschen. Ich muss leider wieder los, die anderen drüben auf dem Messegelände warten auf mich. Vor allem deine Fahrrad-Daten sind jetzt zuerst wichtig und werden uns ein Riesenstück voranbringen. Vor allem die Geländeräder sind von Wichtigkeit. Bis bald!" Er winkte, bleckte lächelnd sein weiß strahlendes Gebiss. Und weg war er. "Bumm" sagte ich zu Samry hinüber und frotzelte: "Rumpelpumpel, weg war der Kumpel. Aber nun läuft die Sache an, ich freue mich schon!" Samrysaganda lachte leise und entgegnete dann: "Denkst du, ich nicht? Ich möchte mitmachen!" "Gern! Gib mir mal bitte das Buch wieder, ich möchte noch was überlesen! - Danke sehr!" Kurz später wurde Samry müde und war irgendwann eingeschlafen. Ich sah ihren Kopf von hinten, ihre hübsche Fellzeichnung und die drolligen Öhrchen, die ab und zu zuckten. Mir wurde sehr warm ums Herz, die kleine Arin war so niedlich wie eine kleine Katze! Ich drehte mich bequem auf die Seite. Mittagessen wollte ich nicht, war noch vom Frühstück völlig satt. Unter wohliger Müdigkeit beobachtete ich das niedliche Köpfchen Samrysagandas, und schlief dann wohl irgendwann ein. Erst zur Abendbrotzeit wurde ich sanft geweckt. Eine schöne Anthro-Silberfüchsin brachte mir ein nettes Abendbrot, das ich in Ruhe zu mir nahm. Viel Schwatz gab es nicht. Samrys Bett war momentan leer. Offenbar war sie zu einer weiteren Untersuchung geholt worden. Meine eigenen Werte hatten sich nahezu normalisiert. Nur gelegentliche schwache Kopfschmerzen störten mitunter noch mein Wohlbefinden. Bei einer Hirnerschütterung waren das die üblichen Symptome, dagegen gab es bei Bedarf Medikamente. Nach dem Essen durfte ich zum Duschen das Bett verlassen. Und ich duschte ausgiebig und sang dabei ein witziges Lied über "Weiberzoff". ("... Madame werfen wütend mit Pantino, treffen Kerze Stearino, dunkel wie im Kino, und Rabatz ..."). Die Krankenschwestern draußen kicherten. Und wohlig müde legte ich mich wieder in das frisch bezogene Krankenbett, las noch ein wenig in den Aren-Zeitschriften die mir jemand auf den Nachtschrank gelegt hatte. Und mit einer Zeitschrift in der Hand schlief ich ein. *********************************************************** Capter 2 (coming soon...) Ich erwachte sehr früh, fühlte mich aber erstaunlicherweise ausgeschlafen und munter. Die Aren-Computerzeitschrift "Think", die ich vor dem Schlafen gelesen hatte lag auf dem Boden. Außerdem brannte immer noch die Nachttischlampe. Der Blick durch die große Fensterfront des Krankenzimmers ging nach Osten wo ich am Horizont den ersten fahlgelben Streifen des beginnenden Tages erahnen konnte. Samrysaganda lag wieder im Bett aber sie schlief noch tief und fest. Mich jedoch plagte ziemlicher Durst. Ich betätigte den Rufknopf und teilte meinen Wunsch mit. Lange warten musste ich nicht. Die Person, die mir das mit dem blauen Saft gemischte frische Wasser brachte, hatte ich noch nicht hier gesehen. Eine hochgewachsene schlanke und elegante Cabbit! "Nachtigall ich hör' dir trampeln!" murmelte ich leise und nahm das Getränk entgegen. "Ich hoffe es hat nichts zu bedeuten, so früh mit erheblichem Durst aufzuwachen!" "Pschscht!" machte die Cabbit-Dame und hielt sich den Krallenfinger vor den Mund. "Die Kleine schläft noch, leise sein!" "Du bist wunderbar schön, Du ... Cabbit, Hasenkatze, ich dachte die gibts gar nicht." "Wie Du siehst: Es gibt uns. Und nun trink endlich." Ich trank in behutsamen Zügen. Da war der Blaue Saft drin den ich schon in der Faro-Bahn zusammen mit Skang getrunken hatte, nur eben verdünnt zu einer Schorle, weil ich ja den Durst löschen sollte. Die Cabbit saß lasziv im Sessel, der neben dem Bett stand und verstellte mir damit die Sicht zu Samrysaganda im Nachbarbett. "Bitte rücke mal ein Stück, ich möchte die Kleine gern im Auge behalten. Ist ein so liebes Kind. Diese Scheiße mit der Draisine, weißt du das schon?" "Natürlich! Das hat sich in der Klinik wie ein Lauffeuer verbreitet. Unerhörter Vorfall! Aber lassen wir es, es ist alles gut geworden ich heiße übrigens Turasalanda, habe mich nicht mal vorgestellt, entschuldige!" "Keine Ursache. Ich lade Dich mit zur Fahrradmesse ein, Lust? Ich mag Cabbits, daher. Und schlafen kann ich absolut nicht mehr, bin putzmunter jetzt. Was mache ich nun? Wach liegen halte ich nimmer aus!" "Dann komm bitte mal mit." sagte die Cabbit leise. "Du darfst aufstehen und kannst heute raus hier. Skangaselanos kommt gegen 7, dann gibts Frühstück. Du kannst auch jetzt schon bisschen was zu Essen haben, falls du brauchst." "Neeeneee. So früh noch nix Appetit. Aber warum soll ich mitkommen? Gibts was zu tun? Das würde mich freuen." Mit einem Seitenblick sah ich wie sich Samrysaganda auf die Seite drehte, durchatmete und dann ruhig weiterschlief. "Lass sie schlafen, nicht jetzt einfach wecken, ja? Und Du kannst zu mir auf die kleine Wohnung die ich hier im Dachgeschoss der Klinik habe. Ach ja da können wir auch gleich frühstücken, was meinst du?" "Nur zu! Aber nicht jetzt schon. Gegen 6 Uhr am besten, dann ist noch in Ruhe Zeit auf den Aren zu warten. Danach machen wir gleich rüber, solltest dich dann flott fertig machen. Falls Du überhaupt Dienst frei ..." "Hast du Sorgen, Sharra!" Turasalanda lächelte sanft. "Alles schon abgesprochen und fertig verplant! ich will nämlich auch so ein Tretrad kaufen!" "Du willst ...?! Aber dann solltest du deine Löffeln gut festbinden damit sie nicht im Wind fledern oder ganz fortgeblasen werden!" "Bist du still! Oder ich feuer Dir eine!" Die Cabbit lachte hell und klar und walkte mich dann durch. Durch die folgende kleine Rauferei wurde mir sogar warm. Ich kraulte ihr das glänzende seidige Fell, und dann griff ich auf dem Tisch als erster zu. Während wir dann frühstückten und ich die noch warmen frischen Handbrote genüsslich kaute, schossen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne über den Osthorizont. "Mensch ist das schön!" fuhr ich hoch und konnte mich nicht satt sehen an dem fremdartigen und zugleich vertrauten Farbenspiel. Der Himmel darüber leuchtete in sattem Türkis und weiter oben zum Zenit tief violett. Das Morgenrot war schon vorher eher gelb als orange oder gar rot gewesen. Eine Sonne vom Wega-Typ, heißer und eher bläulichweiß, nicht mit der irdischen Sonne zu vergleichen. Die Cabbit schwieg und genoss sichtlich die ersten Sonnenstrahlen die ihr schönes Gesicht leuchten ließen. Ich aß weiter. Auch Turasalanda griff wieder zu. Und während alles bald aufgefuttert war und wir noch den heißen Currana genossen, lief ich immer mehr zur Hochform auf! Dieser dunkelblaue Saft, der wirkte einfach Wunder! Und dann, einem plötzlichen freudigen Verlangen folgend, trat ich zu ihr und kraulte wieder sanft ihren Hals und die langen Haare. Früher hätte ich so etwas nie gewagt bei einer menschlichen Krankenbetreuerin. Aber in dieser Furry-Welt hier war Streicheln, Kraulen und Kuscheln irgendwie normal. Ich hatte es immer wieder gesehen in der Umgebung. Turasalanda war auch weder verwundert noch brüskiert. Sie lächelte nur und erwiderte die Zärtlichkeiten. Na wenn das überall so war, konnte ich unverkrampft meine Gefühle zeigen. Der Gedanke daran erfüllte mich mit stiller Freude. So ich hatte damit schon wieder einen vertrauten Freund oder besser Freundin gefunden. Und Skangaselanos und alle anderen würden bereits drüben auf der Messe sein und noch werkeln. Falls sie nicht schon alles aufgebaut hatten in der Nacht. Die Aren kannte ich inzwischen gut genug. Sie gaben erst Ruhe wenn sie mit einem Vorhaben am Ziel angekommen waren. Wir würden die ersten in Eigenregie und Einzelfertigung gebauten Velos ausstellen und dazu einen Berg Informationen im Schrift, Bild und Ton beisteuern. Damit sich jeder schon genau informieren konnte, was wir geplant hatten und wann die ersten Maschinen das noch zu bauende Werk voraussichtlich verlassen würden. Das war noch eine gute Weile hin, auch wenn wir die Fabrik regelrecht aus dem Boden stampften. "Du, Tura!" Ich tippte auf ihren Rücken, als sie sich Samry zugewandt hatte. Die Kleine war erwacht und bat nun auch um etwas zu trinken. "Was ist nun mit meiner Mühle? Ganz vergessen daran zu denken!" "Welche Mühle?" Fragte Turasalanda verwundert zurück. "Na meine Tretmühle, mein Eigenbau-MTB von der Klinik! Steht die etwa noch in Katzenbach unten?! Ach du liebe Scheiße ..." "Ich kümmere mich sofort darum." sagte die Cabbit, griff zu ihrem Kommunikator uns stellte eine Verbindung her. Samrysaganda richtete sich gähnend im Bett auf und blickte mit ihren großen runden Augen durch die große Fensterfront in den sonnigen Morgen hinaus. Jetzt hielt mich nichts mehr. Ich erhob mich und ging zu ihr, um sie endlich mal richtig zu knuddeln und zu kraulen. Und das ließ sie reglos über sich ergehen. Das Fellchen war warm und seidenweich. Und als sie sich schnurrend wieder ausstreckte, schmiegte ich meinen Kopf auf ihren warmen Bauch und schloss die Augen. Die Cabbit lächelte nur und kuschelte sich dann dazu. Stille. "Kleine liebe Maus..." sagte ich leise. "Großer lieber Mauser!" gab die Kleine lachend zurück. Dann trennten wir uns. "Darfst du denn schon aufstehen, Samry" Ich hielt noch eine Weile entspannt ihre kleine Pfotenhand und strich über das samtige Fell des Pfötchens. "Ich denke schon, auch wenn die OP-Wunde noch schmerzt. Die mussten mich aufschnippeln, es ging nicht anders. ich wäre sonst verblutet. Aber Anstrengung, etwa Rad fahren oder weit laufen, da ist noch nichts! Tut mir leid." "Egal." Ich ließ ihre Pfote los und hob die "Think" vom Boden auf. "Du bist gerettet und bald wieder fit. Das allein zählt! So und ich werde jetzt gleich abgeholt! Halt die Ohren steif, tapfere Samry!" "Danke gleichfalls, Großer!" Sie lächelte, ließ ein ebenmäßiges weißes Gebiss sehen. Und dann leerte sie ihr Glas mit der blauen Schorle in einem Zuge und ließ sich von Tura nachschenken. Die Kleine ließ sich ihre Laune nicht verderben. Dass sie nicht mit zur Velo-Messe durfte, schien sie nicht zu jucken. Sie war Fröhlichkeit in Person. Dabei kommte ich mir vorstellen, wie der große Bauchschnitt geschmerzt hatte und wohl noch schmerzen musste. Es gab potente Schmerzmittel. Man konnte auch Nerven temporär "totlegen", aber das alles blieb nicht immer ohne Nebenwirkungen. Und bei Schäden am materiellen Körper musste meist direkt interveniert werden - aller Geistheiler zum Trotze. Turasalanda unterbrach ihre Comverbindung. Dann wandte sie sich zu uns um und lächelte: "Alles in Ordnung, Sharras! Dein Rad steht wirklich noch unten in Katzenbach. Eine Schneeleopardin, die ebenfalls bei Euch mitmachen wird, nimmt das Rad mit! Wie sie heißt weiß ich leider nicht. Gleich wird Skangaselanos hier aufkreuzen und Dich mitnehmen. Ich fahre später auch los, wenn meine Ablösung da ist. Wir treffen uns alle gegen Vierzehn Uhr vor der Messe. Drüben in Tangalas, am Vorderen Faro-Binnenmeer. Zwei Stunden Bahnfahrt mit dem Faromeer-Express. Eine Schienenbahn, Sharras! "Wirklich? Freut mich ja noch mal so sehr! Nur, sollte die Messe nicht hier in Arenburg stattfinden? Und Du sprichst plötzlich von Tangalas und noch satten 2 Stunden Fahrt?" Turasalanda stutzte ungläubig: "Du, ich glaube, da stimmt was nicht. Gerade so als ob es bei der Kommunikation ein Missverstehen gegeben hat. Ich frage noch mal nach!" Erneut zückte sie den Kommunikator, tippte eine Nummer und trat dann kurz nach draußen auf den Korridor. Ich verstand daher nicht viel. Aber Turas Lächeln zeigte mir schon: Banale Sache. "Ja Sharra! Ich habe mich in der Tag verlesen. Die Messe ist ganz richtig hier vor Ort! Tangalas ist dagegen die Stadt, wo die Fabrik entstehen soll. Allerdings fahren wir trotzdem auch nach Tangalas, den künftigen Standort des Fahrradwerkes besichtigen. Wird im Einklang mit der Stadt und der Natur konzipiert. Eine Gläserne Fabrik! Wird toll, kann es mir schon gut vorstellen. Die ersten Vermessungstrupps sind schon unterwegs! Und natürlich werden auch in Tangalas zwei unserer Prototypen zur Besichtigung und für Probefahrten bereit gestellt. Dazu entsteht ein Info-Terminal auf den Tangalaser Hauptbahnhof. So jedenfalls erklärte es mir die Messeleitung." "Na dann ist ja alles in Pampe! Musst eben richtig gucken, du Schnarchnase!" frotzelte ich. Tura schmunzelte und drohte scherzhaft mit dem Finger. Dann wandte ich mich an Samrysaganda: "Und Du, Samry, bist Du traurig, dass Du noch im Krankenhaus bleiben musst?" "Wozu traurig sein, Sharras? Was Du schon wieder denkst! Ihr habt mich gerettet, ich werde wieder ganz gesund. Und ich habe Dir schon gesagt: Wenn ich wieder gesund bin dann machen wir einen drauf!" Ich ging noch mal zu ihr und nahm ihr Köpfchen zärtlich in die Arme. Das war eine niedliche kleine Katze, die mal zu einer stolzen, hochgewachsenen Arin heranwachsen würde. Und dann war sie, noch in meinen Armen, schon wieder eingeschlafen und ich legte sie vorsichtig zurück und deckte sie behutsam zu. Beim Anblick des wieder schlafenden Arenkindes stiegen mir die Tränen in die Augen. Samry .. ich kann dich doch jetzt nicht einfach allein zurücklassen! Die Cabbitfrau spürte natürlich meine Gefühle, setzte sich zu mir und umarmte mich sanft: "Nicht weinen, mein Freund. Samry ist doch nicht allein, wenn wir losfahren müssen. Und sie hat dir doch schon gesagt, dass sie nicht traurig ist." "Ich weiß. Aber mir ist trotzdem so zu mute, ich kann ja meine Gefühle nicht unterdrücken. Mir ist das Kind so ans Herz gewachsen! Ich möchte den Kontakt mit Samry gern aufrecht erhalten!" "Was du denkst, Sharra! Natürlich darfst Du. Der Zug ist gleich da. Ich sehe ihn gerade aus der Ferne herankommen. Da drüben, Sharras, wo der große Funkturm steht." Ich stand auf und trat zu iher ans Fenster, konnte aber gerade noch den letzten Wagen der rot-weiß lackierten Schnellbahn mit meinen Blicken erhaschen. Dann war sie schon hinter dem Gebäude verschwunden. "Kommt jetzt Skangaselanos mit diesem Zug?" "Na was denn sonst? Sonst hätte ich Dich ja nicht auf den Zug aufmerksam gemacht. Er hat allerdings etwas Verspätung drauf, hätte Neun Uhr Fünfundvierzig schon einlaufen sollen. Jetzt ist es gleich Zehn."
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